Die Hauptbahnlinie, die sogenannte Werratalbahn, die dort vorbeiführte diente hauptsächlich dem Abtransport der Kali-Güterzüge. Kali, bzw. Kalisalz wird dort in der Gegen im großen Stiel abgebaut und zur Düngemittelproduktion eingesetzt. Nun war durch die Grenze allerdings ein Teil der Strecke Richtung BRD, auf die DDR-Seite geraten. Der Güterverkehr fand trotzdem statt. Um aber, im Falle einer Grenzschließung (was oft genug über lange Zeiträume passierte) abgesichert zu sein, ließ man stehts einen Teil des Kalisalzes über die Strecke der Hersfelder-Kreisbahn abfahren. Das war eingleisige Nebenbahn die direkt zum BRD-Hauptschienennetz in Bad-Hersfeld führte. Die Hersfelder-Kreisbahn wurde so am Leben erhalten.
Für diese Transferzüge zur Bundesbahn in Hersfeld wurde unter anderem die HK-30, eine große orangene Diesellok, eingesetzt.

Eines schönen Sommers saß ich also mit sieben oder acht Jahren, wie so oft, auf dem kleinen "Geländer" vor der Fensterfront des Wartesaals, der an die Bahnhofsgaststätte angrenzte. Ich beschaute mir die schier endlos scheinenden Güterwagenketten die auf den Gleisen standen, und die HK-30 die hin und herfuhr. Vermutlich um leere Wagen zu dem Kali-Berwerk in der Nähe zu schaffen und volle bereitzustellen für den Abtransport zur Hauptstrecke. Irgendwann hielt nun diese gigantische Lokomotive direkt vor mir und der Lokführer schaute aus dem Fenster und fragte mich ob ich denn mal mitfahren wollte. Wenn ich heute noch daran denke wird mir ganz schwummerig, denn natürlich wollte ich lieben gerne da mal mitfahren. Aber, was soll ich sagen, ich hab mich nicht getraut ja zu sagen.
In der Grundschule hat man uns damals Filme gezeigt, in denen uns beigebracht wurde, dass man eben nicht von fremden Männern Süßigkeiten annimmt oder zu ihnen ins Auto steigt. So wird wohl auch gelten, dass man nicht zu fremden Männern in die Lokomotive steigt.
Tja, das war meine Chance, sie gekommen und gegangen.
Als ich später zurück in den Gastraum der Kneipe zurückging, wer saß dort? Der Lokführer, trank sich ein Bier und unterhielt sich mit meiner Mutter. Als sie mich sah erklärte sie nur, ich hätte doch ruhig mitfahren können, den Mann kennen sie doch. Vermutlich ein Altersgenosse meiner Eltern. Versammt, wie hätte ich das denn wissen können. Waaaahhhh!
Nun stellte sich zu allem Unglück zu späteren Zeiten noch raus, dass die HK-30 auch nicht irgendeine 08/15 Lok ist, sondern ein Einzelstück und quasi legendär! Ich habe mittlerweile sogar ein H0-Modell der HK-30 in den Farben der Hersfelder-Kreisbahn, von der Modelbahn-Firma Riva Rossi. Da muss man sich mal vorstellen. Eine italienische Modellbahnfirma verkauft von der Lok einer deutschen Nebenbahn ein Modell. Sooo berühmt ist die Lok unter Bahnfans, zumindest mal in Deutschland.
Und ich hab mal in der Schule gut aufgepasst und der einzige Moment, an dem das Gelernte für mich zum tragen kam war der falsche. Mist.
tschö
Alexander
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